Ausstellung: vom 8. – 31. Mai 2014
Der Ansatz für dieses Projekt war zunächst ein ganz pragmatischer. Acht Künstlerinnen des Vereins »Berliner Fraueninitiative Xanthippe«, der seit 20 Jahren die Inselgalerie betreibt, suchten nach einem Thema, das aus historischer Perspektive vielleicht einiges Licht auf die heutige gesellschaftliche Situation werfen könnte. Der immer wiederkehrenden Aufgabe, ihr Werk in einer Einzelausstellung zu zeigen, setzten sie einen programmatischen Ansatz entgegen, in dem sie sich gemeinsam künstlerisch zu einem Thema äußern wollten. Ein Thema, das sowohl einen historischen als auch einen gegenwärtigen Bezug erlaubt.
Der 450. Jahrestag von Galileo Galilei und William Shakespeare, der in diesem Jahr überall gefeiert wird, kam ihnen dabei sehr gelegen. Das Werk dieser Heroen der beginnenden Neuzeit von hier und heute zu hinterfragen, erwies sich als spannendes Experiment. Was hat sich bewährt, was wirkt weiter, was muss vielleicht neu gedacht werden? Es war eine Herausforderung an jede Künstlerin, ob ihre Vorstellungen von dem Werk dieser Männer sich gestalterisch umsetzen ließen. Zur Abmachung der acht Frauen gehörte, dass jede sich aus ihrer Handschrift dem Thema nähern sollte. Es war ihnen freigestellt, sich in Auseinandersetzung zu Galilei oder zu Shakespeare zu wenden.
Erstaunlicherweise ergab sich zum Schluss fast ein Gleichgewicht bei der Befragung des Künstlers oder des Wissenschaftlers. Denn in beiden Gestalten verkörpern sich die schöpferischen Impulse des Menschen.
Zwei Künstlerinnen näherten sich Shakespeare über sein letztes Drama »Der Sturm« (1611 in London uraufgeführt). Die gedankliche und darstellerische Spannung zwischen Caliban und Miranda drängte sie zur Umsetzung. Die Gestalten fordern heraus, sie in unsere Zeit zu denken. In dem Ausruf der Miranda »Wie schön das menschliche Geschlecht doch ist. O schöne neue Welt, die solchen Menschen Wohnung gibt!« wurde damit gleich der Titel des Projekts gefunden. Und er konnte auch als Klammer zwischen Kunst und Wissenschaft dienen. Aber er gab auch gleichzeitig die Sicht auf die damalige Welt aus heutiger Sicht vor. Ob man ihn ironisch oder tragisch wertet, er lässt viele Interpretationen offen. Er passt zu dieser künstlerisch heterogenen Gruppe.
Ilse-Maria Dorfstecher
Zeichnungen von Brigitte Denecke (Auswahl)
fiktiv: Galilei, Kohle, Pastell auf Pappe, 59 x 47 cm, 2013
fiktiv: Shakespeare, Pastellstift auf Skizzenpapier, 70 x 50 cm, 2013
Weitere Zeichnungen von BD in dieser Ausstellung: